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Vergenz Flexibilität trainieren: Brock Schnur & Karten – sicher erklärt

Brock‑Schnur & Karten sicher nutzen

Anleitung, Dosierung und Stopp‑Regeln

Vergenz bedeutet: Beide Augen richten sich so aus, dass das Gehirn die beiden Netzhautbilder zu einem einzigen, räumlichen Bild verschmelzen kann. Vergenz-Flexibilität ist die Fähigkeit, diese Ausrichtung schnell und stabil zu verändern – etwa beim Wechsel von Bildschirm zu Papier, beim Lesen über längere Zeit oder beim Blick zwischen Straße und Tacho. Wird sie zu schwach oder instabil, zeigen sich typische Zeichen: Zeilen gehen beim Lesen verloren, Buchstaben „springen“, die Stirn spannt, gegen Abend drohen Doppelbilder.

Dieser Leitfaden erklärt zwei bewährte Übungswerkzeuge aus dem Visual-Training: die Brock-Schnur (Perlenschnur) und Vergenz-Karten (Punkt- und Kreisekarten). Ziel ist nicht „mehr Dioptrien“, sondern eine belastbare Sehfunktion. Grundlage bleibt eine optometrische Einordnung; weitere Hintergründe zur Vorgehensweise finden Sie in unserer Sehberatung sowie auf der Seite Optometrie.

Einordnung im 4D-Rahmen

Was die Übungen trainieren – und warum Zeit/Bewegung entscheidend ist

Die Brock-Schnur und die Karten trainieren die Dynamik des Sehens: das Ein- und Auswärtsstellen der Augen (Konvergenz/Divergenz) und die Verschmelzung der Bilder (Fusion). Im Alltag zählt nicht nur, ob es „kurz gelingt“, sondern ob es über Zeit stabil bleibt – beim Lesen, am Bildschirm, im Verkehr. Genau diesen Aspekt erfasst der 4D-Ansatz: Er erweitert die drei räumlichen Dimensionen (Abbildung/Statik, Fokussieren und Ausrichten, Verarbeitung) um die Dimension Zeit/Bewegung. Mehr dazu erläutern wir auf der Fachseite zum 4D-Sehtestverfahren.

Sicherheit zuerst

Wer trainieren sollte – und wann nicht

Übungen sind sinnvoll, wenn in der optometrischen Analyse Auffälligkeiten der Vergenz/Fusion vorliegen – beispielsweise geringe positive Fusionsreserven im Nahbereich oder ein naher Konvergenz-Abbruchpunkt. Training ist nicht geeignet bei akuten Augenbeschwerden, neu aufgetretenen Doppelbildern, Schwindel, starken Kopfschmerzen, unbehandelten Entzündungen oder nach Verletzungen. Bei Kindern gehört die Entscheidung zur Eignung in fachkundige Hände. Nutzen Sie vorab den Online-Augen-Check/Anamnese und klären Sie Details in unserer Sehberatung.

Stopp-Regeln: Abbrechen bei anhaltenden Doppelbildern, Übelkeit, Schwindel, Schmerz oder wenn ein Auge „aussteigt“. Weniger ist mehr: kurze, saubere Sequenzen statt langer Marathon-Einheiten. Eine passende optische Korrektur (z. B. leichte Nahentlastung) kann erforderlich sein; diese wird im Rahmen der Optometrie festgelegt.

Brock-Schnur (Perlenschnur)

Aufbau, Durchführung, Varianten

Aufbau: Eine 1–2 m lange Schnur mit drei farbigen Perlen. Ein Ende auf Augenhöhe fixieren (Türgriff, Haken), das andere am Nasenrücken anlegen. Perlenabstände z. B. 15 cm, 40 cm, 70 cm. Beide Augen bleiben geöffnet.

Start: Auf die mittlere Perle blicken. Richtig ist es, wenn die Schnur als „X“ wahrgenommen wird: zwei Schnüre kommen von links und rechts, kreuzen sich an der fokussierten Perle und laufen nach hinten auseinander. Fehlt eine Schnurhälfte, arbeitet ein Auge nicht aktiv mit – dann kurz blinzeln, Atmung lösen, Distanz anpassen.

Qualitätsmerkmale

Symmetrisches „X“, klare Perle, ruhiger Atem, Nacken entspannt. Die Kreuzung muss exakt auf der Zielperle liegen. Wird die Perle doppelt, ist die Fusion abgerissen: Blick zurück auf eine leichtere Perle, dann erneut annähern. Ziel ist eine stabile Verschmelzung mit zügiger Erholung.

Grundabfolge (Konvergenz)

Zwischen hinterer, mittlerer und vorderer Perle wechseln. Je Wechsel zählt als ein Zyklus. Beginnen Sie langsam, steigern Sie erst dann das Tempo. 2–3 Sätze à 30–60 s, dazwischen kurze Pause. Doppelbilder dienen als Grenze – Qualität hat Vorrang vor Geschwindigkeit.

Varianten

Vergenz-Ramp: Von hinten nach vorn und wieder zurück – kontinuierlich, ohne Perlen zu überspringen. Sprung-Wechsel: Hintere ↔ vordere Perle im Wechsel, danach Erholung auf die mittlere Perle. Fixations-Mikropausen: Alle 15–20 s zwei tiefe Atemzüge; Blick kurz in die Ferne.

Vergenz-Karten

Punktkarte (Dot Card) und Kreisekarten (Eccentric Circles/Lifesaver)

Punktkarte – Konvergenz & Stabilität: Die Karte enthält eine Punktreihe. Halten Sie sie unter die Nase und fixieren Sie einen Punkt mittlerer Entfernung. Bei korrektem Konvergenzsignal erscheinen die Linien als „V“ bzw. formen zwischen zwei Punkten eine kurze „Wurst“ (verschmolzene Doppelbilder). Wandern Sie Punkt für Punkt näher – soweit, wie klare Verschmelzung ohne starke Anstrengung möglich ist. 2–3 kurze Durchgänge.

Kreisekarten – Divergenz & Fusion: Zwei Reihen konzentrischer Kreise (links/rechts). Halten Sie die Karte bei bequemer Lesedistanz. Blick entspannt „durch“ die Karte in die Ferne, bis sich in der Mitte ein dritter, verschmolzener Kreis bildet. Auf diesem „dritten Kreis“ scharfstellen und ruhig atmen. Später zwischen den Kreisgrößen wechseln, dann Tempo dosiert steigern. Ziel ist ein ruhiger, stabiler Fusions-Eindruck ohne Flimmern.

Vergenz-Flexibilität aufbauen

Wechseln Sie bewusst zwischen Konvergenz (Punktkarte) und leichter Divergenz (Kreisekarten). Typisch sind 2–4 Sequenzen à 30–60 s je Übung, insgesamt 8–12 Minuten an 4–5 Tagen pro Woche. Ein Logbuch mit Datum, Distanz und subjektiver Leichtigkeit erhöht die Trainingsqualität und macht Fortschritt sichtbar.

Häufige Fehler

Zu große Distanzen, hastiger Wechsel, angehaltene Atmung, verspannte Schultern. Korrigieren Sie in dieser Reihenfolge: Distanz erleichtern, Tempo drosseln, Atem führen, Nacken lösen. Bei wiederkehrenden Doppelbildern Training stoppen und Befundlage in der Sehberatung prüfen lassen.

Messbar bleiben

Fortschritt dokumentieren – alltagsrelevant prüfen

Messgrößen: Nahpunkt der Konvergenz (wie nah bis zum Doppelbild), Zyklen pro Minute bei Perlen-Wechseln, Erholung (Recovery) nach kurzer Überlast, Dauer bis zu ersten Symptomen. Ergänzend lässt sich die Feinheit des räumlichen Auflösens (Stereopsis) verfolgen. Die Kombination aus Zahlen, Symptomen und Alltagstests zeigt, ob die Funktion trägt. Zur methodischen Einordnung siehe auch „Visual Training nach O.E.P.“.

Alltagstransfer: Lesen über längere Zeit ohne Stirndruck, flüssige Blicksprünge in Zeilen, stabilere Nah-Fern-Wechsel am Arbeitsplatz, weniger Blendungs-Stress am Abend. Ergänzend helfen ergonomische Mikro-Hebel wie Atem/Mikropausen und Haltung; dazu dient der Beitrag „Mikropausen, Atmung, Körperhaltung“.

Praxisbeispiele

Kinder & Jugendliche • Beruf & Bildschirm

Grundschule, 9–11 Jahre: Häufige Lesefehler und Kopfschmerzen am Nachmittag. Im Status: geringe positive Fusionsreserven, verlangsamte Akkommodationswechsel, unruhige Sakkaden. Vorgehen: kurze Sequenzen an Brock-Schnur und Punktkarte, ergänzt um Blicksprung-Übungen und Lesepausen. Nach 6–10 Wochen sind Recovery-Werte und Lesedauer oft messbar verbessert; die Schule profitiert durch flüssigere Zeilenführung.

Engineering/Office, 35–50 Jahre: Ermüdung bei häufigen Blickwechseln zwischen zwei Monitoren und Papier. Vorgehen: Vergenz-Flexibilität über Brock-Schnur (Sprung-Wechsel) und Kreisekarten, kombiniert mit Nah-Fern-Wechseln (Accommodation-Rock) und ergonomischen Anpassungen. Ziel: schnellere Umstellung, längere beschwerdefreie Phasen, spürbar weniger Stirn-/Nacken-Druck.

Professionelle Begleitung

Analyse, Reihenfolge, Dosierung

Die Wirksamkeit des Trainings hängt von passender Auswahl und richtiger Dosierung der Bausteine ab. In unserer Arbeit nutzen wir strukturierte Verfahren wie den O.E.P.-Status (21-Punkte-Analyse) und moderne Messtechnik (z. B. DNEye®, Vision-R 800, EasyScan®, OCULUS Myopia Master®, B.I.G. VISION®), um optische von funktionellen Ursachen zu unterscheiden und den Transfer in reale Aufgaben zu prüfen. Wo sinnvoll, fließt das 4D-Sehtestverfahren ein – es betrachtet Umstellgeschwindigkeit, Stabilität und Ermüdungsverläufe unter Last.

Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Behandlung; er beschreibt sichere Übungen für geeignete Ausgangslagen. Für die individuelle Planung und Kontrolle nutzen Sie die Sehberatung und den Online-Augen-Check.

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